Landesverband Berlin im
Deutschen Freidenker-Verband e.V.

Lenin kennen lernen! – Prof. Dr. Heinz Karl: Lenin – aktueller denn je! (1)

Montag, 24. April 2017 von Webredaktion

Den 100. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution verstehen wir Berliner Freidenker als geistige Herausforderung.

Das tiefere Begreifen der Geschichte gibt uns Wissen, Optimismus und neue Kraft in den Kämpfen unserer Zeit.

Im Zentrum der Oktoberrevolution und der ersten Jahre der Sowjetmacht stand Lenin. Wir wollen Lenin wieder und tiefer und auch neu zu entdecken. Den Anfang haben wir mit einer Freidenkergesprächsrunde gemacht, von der es ein Video gibt –hier. Danach veröffentlichten wir einen Beitrag von Dr. Hermann Wollner – hier.

Heute setzen wir unsere Reihe „Lenin kennen lernen“ fort mit dem ersten geringfügig gekürzten (und umformatierten) Teil eines Vortragstextes des Historikers Prof. Dr. Heinz Karl aus Anlass des 90. Todestages von W. I. Lenin.

Lenin – aktueller denn je!

… Lenins Erben, zu denen ja auch wir uns zählen, kranken an dem Unglück, dass sie wiederholt und in entscheidenden Situationen es nicht vermochten, im Denken und Handeln Lenins Maßstäben gerecht zu werden.

Dabei wurde Lenins Genialität – in Theorie und Praxis -, die ihn als – bis heute – Einzigen an die Seite seiner großen Vorbilder Karl Marx und Friedrich Engels stellt, schon von seinen Zeitgenossen und Mitstreitern klar erkannt und gewürdigt. Clara Zetkin – eine der dazu Berufensten – hob wenige Tage nach seinem Ableben in der „Prawda“ das ihn besonders Auszeichnende hervor: „Lenin war keineswegs in dem Sinne der genialste Schüler von Marx, daß er marxistische Formeln nachbetete, sondern im besten Sinne des Wortes, im Sinne der progressiven und schöpferischen Entwicklung der Marxschen Ideen. Lenin war der größte Marxist der Tat.“(1) Und an anderer Stelle ergänzend: „Lenin war nie der Gefangene seiner Formeln … und er beugte nie die Kräfte des lebendigen, schöpferischen Lebens unter die Macht von toten Buchstaben.“ (2)

Auf der Gedenksitzung des II. Sowjetkongresses der UdSSR am 26. Januar 1924 betonte sie eine weitere entscheidende Seite seiner Persönlichkeit: „Ein Riese, ragte er über die Knirpse jener bürgerlichen wie reformistischen ‚Realpolitik‘ empor, für die der kleine Tageserfolg der angebetete Götze ist und der Verrat von Grundsätzen der Anfang, das A und O aller Politik. Lenin hat in vorbildlicher Weise gezeigt, wie man Politik macht, ohne aufzuhören, Kommunist zu sein, wie man sich dadurch täglich mit den Massen verbindet und mehr macht als Politik, nämlich Geschichte. Lenin war bei all seinem Glauben an das Endziel der größte, der genialste Realpolitiker aller Zeiten und Länder.“ (3) Wie wahr – und wie aktuell!

Und der führende englische Kommunist Theodor Rothstein schrieb 1924: „Aber worin Lenin absolut selbständig ist, worin er durchaus keine Vorläufer hat, und worin also die Originalität seines Denkens und die Gewalt seines Willens in der intensivsten Weise zum Ausdruck kamen, das ist die Schöpfung und die Idee des Sowjetstaates.“ (4)

1. Lenin über die sozialistische Gesellschaft, insbesondere den sozialistischen Staat

(more…)

Lenin kennen lernen! – Über das Entscheidende und das Realsozialistische

Sonntag, 09. April 2017 von Webredaktion

Der 100. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution darf als geistige Herausforderung verstanden werden. Das tiefere Begreifen der Geschichte könnte uns Orientierung, Kampfkraft und Schaffensfreude geben. 

Wir Berliner Freidenker nehmen die Herausforderung an, Lenin wieder und tiefer und vielleicht auch neu zu entdecken. Dem wollen wir mit Veranstaltungen aber auch mit Diskussionsbeiträgen hier auf der Webseite gerecht werden. Den Anfang haben wir mit einer Freidenkergesprächsrunde gemacht, von der es ein Video gibt – hierHeute setzen wir fort mit einem Beitrag von Dr. Hermann Wollner. Er fragt und überlegt:

Was genau hat LENIN als das Entscheidende, das Wesentliche, das Fortschrittliche, das Überlegene der veränderten Gesellschaftsordnung angesehen? 

 

Egon KRENZ nannte in seinem Vortrag zum 65. Jahrestag der Gründung der DDR – zögernd, es in einem Satz tun zu sollen – als Ursache des Scheiterns des sozialistischen Staates auf deutschem Boden den Rückstand in der Arbeitsproduktivität (gegenüber der Bundesrepublik Deutschland). Er fügte hinzu, daß schon LENIN die Arbeitsproduktivität als das Entscheidende für den Sieg des Sozialismus im Wettlauf mit dem Kapitalismus benannt habe. Und das hätten wir eben nicht geschafft, sondern wären nach 40 Jahren des Laufens ein Drittel der Rennstrecke dahinter geblieben.

Da erheben sich doch Fragen. Was genau hat LENIN als das Entscheidende, das Wesentliche, das Fort-schrittliche, das Überlegene der veränderten Gesellschaftsordnung angesehen? Das kann doch keine abstrakte ökonomische Kennzahl – ein „Fetisch“ neuer Art – sein. Eine post-profitorientierte Gesellschafts-ordnung auf ökonomische „Werte“ zu reduzieren, hieße den Teufel durch Beelzebub zu ersetzen.

LENIN traf seine Aussage im April 1918, fünf Monate nach der Oktoberrevolution, in seinem Aufsatz „Die nächsten Aufgaben der Sowjetmacht“. Er nannte darin sowohl „Rahmenbedingungen“ als auch Zweck einer höheren Arbeitsproduktivität. Des Zusammenhangs und Wechselspiels der Arbeitsproduktivität im Arbeiter-und-Bauern-Staat mit derjenigen in den umgebenden kapitalistischen Staaten war er sich wohl bewusst. Er sah in einer effektiven Arbeitsorganisation („Taylor-System“), der wirtschaftlichen Rechnungsführung und der Entwicklung der energetischen Basis die nächstliegenden Aufgaben, damit »jeder Werktätige nach Erfüllung des [werktäglichen] achtstündigen Pensums produktiver Arbeit unentgeltlich an der Ausübung der Staatspflichten teilnimmt. (Darin [an der „Mitwirkung an Pflichten als Staatsbürger“]) … liegt das Unter-pfand für die endgültige Festigung des Sozialismus.« Es ging ihm um die »Hebung des produktiven Könnens der Werktätigen«, damit diese Zeit für die Ausübung politischer Aktivitäten (für die „Volksdemo-kratie“) gewönnen. „Stoppuhr“ und „Ziffernskala“ für einen schmalbahnigen Wettlauf, der ganz und gar nicht sportlich sein würde, nannte er nicht. LENIN sah ihn als einen disziplinierten »massenhaften Vormarsch« an, nicht als ein Kampf um Symbole und Trophäen – und schon gar nicht als Selbstzweck.

Was haben wir also falsch gemacht, seitdem LENIN als Vordenker ausschied? Oder – den geschichtlichen Zeitraum und die Verantwortung einengend – was haben die Führer des „sozialistischen Lagers“ falsch gemacht, nachdem dieses Ende der 1940er Jahre durch Vormarsch der hoffnungsvollen Volksmassen in Osteuropa und in China rings um die Sowjetunion entstanden war? Haben die militärischen Sieger zu sehr auf ihr Marschall-Insignien gepocht? Haben sie geglaubt, daß ein „Gleichgewicht des Schreckens“ ein „Gleichgewicht der Zufriedenheit“ ersetzen kann? Haben die sozialistischen Sieger gemeint, die „Zeit“ arbeite für sie (während die kapitalistischen Sieger „Geld“ für sich arbeiten ließen)? Warum unterließen es die sozialistischen Staatsführer, das „sozialistische Haus“ zu bauen, gemeinsam zu organisieren und vor ihren Völkern Rechenschaft abzulegen?

KRENZ’ Report über den Zustand des „Warschauer Paktes“ (den „Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe“ erwähnt er gar nicht erst) im Jahre 1989 enthüllt erschreckende Versäumnisse im Vordenken der Paktführer, ohne das ein »Vormarschieren« gar nicht möglich ist. Mit »Staatspflichten« hatte LENIN die „Souveräns-pflichten“ gemeint, das „Mitplanen“ und „Mitregieren“. Es hat nicht an Versuchen der Volksmassen gefehlt, ihre „verordneten Staatsführer“ auf Versäumnisse und Fehlentwicklungen hinzuweisen. Die Antwort war: „Keine Fehlerdiskussion!“ Das „Reale“ war die weitverbreitete Selbstzufriedenheit mit dem »staatskapi-talistisch« wirtschaftstechnisch Erreichten innerhalb der eigenen Grenzen und das Ausblenden der Schöpfer-kräfte der „Massen“ – der „Subsidiarität“ der gesellschaftlichen Entscheidungen. Technische Innovationen, die sowohl die Produktivität der eigenen Ressourcen steigern als auch die wirklichen Kosten der Produkte unter diejenigen des „Weltmarktes“ senken, blieben Ausnahmen. Der „schonungslose Weltstandsvergleich“ blieb eine Losung. Der Sozialismus existierte „real“, aber er marschierte nicht vor. Gut ausgebildete „Köpfe“ und „Hände“ rannten gegen „ideologische Wände“, lange ehe eine „Mauer“ gebaut wurde. Die »Staats-pflichten« wurden weder national noch im „Bruderbund“ erfüllt.

Nachdenken mit Lenin – Lenin kennen lernen! – ein Videobericht von den Berliner Freidenkern

Donnerstag, 06. April 2017 von Webredaktion

Unsere Gesprächsrunde im März war dem 100. Jahrestag der Oktoberrevolution gewidmet. Konkret ging es um das Thema:

Der Kampf Lenins für die Macht der Sowjets.

Von den „Aprilthesen“ 1917 bis zu „Lieber weniger, aber besser“ 1923″

Elke und Heiner haben das Video gemacht. Die Diskutierenden am Ende sind Walentina und Gina.

 

Suche



Navigation

Themen

Blogroll

Hyperlinks

Neueste Beiträge

Archiv

Webseite abonnieren

Gib Deine E-Mail-Adresse an, um diese Webseite zu abonnieren und Benachrichtigungen über neue Beiträge via E-Mail zu erhalten.

Meta

 

© Deutscher Freidenker-Verband e.V. Landesverband Berlin – Powered by WordPress – Design: Vlad (aka Perun)