Landesverband Berlin im
Deutschen Freidenker-Verband e.V.

Sievers, Max

MAX WILHELM GEORG SIEVERS

wurde am 11. Juli 1887 in Tempelhof, Kreis Teltow, am Rande Berlins geboren. Er wuchs in Rixdorf (dem späteren Berlin-Neukölln), einem typischen Proletarierbezirk, in einer kinderreichen Familie auf. Nach dem Abschluss der Gemeindeschule 1901 musste er seinen Lebensunterhalt selbst verdienen. Das tat er als Gelegenheitsarbeiter, Glaser und Kutscher, besuchte nebenher eine Abendschule, was ihm ermöglichte, nach Abschluss derselben (ab ca. 1907) als kaufmännischer Angestellter bei den Verlagen Scherl und Ullstein zu arbeiten. Hier kam er auch in unmittelbaren Kontakt mit progressiven Arbeitern, die ihn für die freien Gewerkschaften, die SPD und die freigeistige Bewegung gewannen.

Im Januar 1915 musste MAX SIEVERS in den Ersten Weltkrieg ziehen und wurde bald schwer verwundet.
Schon lange Gegner von Militarismus, Krieg sowie der „Burgfriedenspolitik“ der rechten sozialdemokratischen Führer, sympathisierte er mit der von KARL LIEBKNECHT und ROSA LUXEMBURG geführten Spartakusgruppe. Während der Novemberrevolution 1918/19 nahm er als Mitglied des Neuköllner Soldatenrates an vielen Demonstrationen und den bewaffneten Kämpfen teil. Er unterstützte die Forderung: „Alle Macht den Räten!“. Besonders eng war sein Verhältnis zu ERNST DÄUMIG. dem Mitglied des Vollzugsrates der Berliner Arbeiter- und Soldatenräte, einem theoretischen Kopf der Freireligiösen und der USPD, deren Mitglied er wurde.

Ab Januar 1919 war SIEVERS Stadtverordneter in Neukölln und vom Sommer 1919 bis zum Spätherbst 1920 verantwortlicher Redakteur der Zeitung „Arbeiter-Rat“. 1920/1921 war er Mitglied der KPD. zeitweilig Sekretär der Zentrale und ab 1927 wieder Mitglied der SPD. Entschieden verteidigte er die durch die Novemberrevolution errungenen demokratischen Freiheiten einschließlich der Trennung von Staat und Kirche.
In den Klassenkämpfen der 1920er Jahre suchte und fand SIEVERS seinen Weg. Er festigte vor allem seine politischen und ideologischen Positionen auf der Grundlage des Marxismus.

Am I. Oktober 1922 übernahm er die Stelle eines Geschäftsführers des 1905 in Berlin gegründeten Vereins der Freidenker für Feuerbestattung (VdFfF). Sehr schnell reorganisierte er ihn, schloss ihm eigne für die Bestattung notwendige Gewerke an, verwandelte ihn nach und nach vom reinen Bestattungsverein zu einer Kultur- und Weltanschauungsorganisation. Besondere Bedeutung hatten dabei seine 1923 erschienene Schrift: .,Warum Feuerbestattung“ (2. Aut1. 1925) und das seit 1925 erscheinende Zentralorgan „Der Freidenker“.

Enger gestaltete er auch die Zusammenarbeit mit der seit 1922 existierenden Reichsarbeitsgemeinschaft freigeistiger Verbände. 1924 trat der VdFfF ihr bei und von 1926 bis 1928 war Max Sievers Mitglied in dessen geschäftsführendem Ausschuss. 1927 gelang ihm die Vereinigung der Freidenker für Feuerbestattung mit der Gemeinschaft Proletarischer Freidenker. Nunmehr hieß die Gesamtorganisation „Verband der Freidenker für Feuerbestattung, Sektion der Internationale – Proletarischer Freidenker“ mit Sitz in Wien, geführt vom österreichischen Sozialdemokraten Prof. Dr. THEODOR HARTWIG.

Mit der Vereinigung 1927 wurde MAX SIEVERS zum Vorsitzenden des Verbandes gewählt, der sich 1930 in Deutscher Freidenker-Verband unbenannte. Er war gleichzeitig für die Geschäftsführung der Feuerbestattung verantwortlich. Mit der Gründung der Internationalen Freidenker-Union wurde er Präsidiumsmitglied und einer der Sekretäre, 1933/34 deren Generalsekretär. Konsequent lehnte er die von der rechten SPD-Führung betriebene Politik der „Großen Koalition“ ab und wandte sich vor allem gegen deren Inkonsequenz in Religionsfragen.
Nach dem 30. Januar 1933 versuchte MAX SIEVERS die Arbeit des DFV als Feuerbestattungsverein weiterzuführen. Das misslang, denn der Verein wurde unter Zwangsverwaltung gestellt, also faktisch verboten.

MAX SIEVERS kam nach dem Reichstagsbrand in „Schutzhaft“, die mit schweren Misshandlungen verbunden war. Als er im April wider Erwarten freigelassen wurde, nutzte er diese Gelegenheit zur sofortigen Emigration. Am 23. August 1933 wurde er zusammen mit vielen anderen bekannten Persönlichkeiten ausgebürgert.

Über das Saargebiet organisierte er bis zu dessen Anschluss ans „Reichsgebiet“ 1935 weiterhin die Herausgabe des „Freidenker“ und dessen illegalen Vertrieb nach Deutschland.
Seit 1937 gab MAX SIEVERS zunächst in Antwerpen, dann in Paris die Wochenzeitung: „Das freie Deutschland“ heraus. 1939 publizierte er in deutscher Sprache in Stockholm die Schrift „Unser Kampf gegen das Dritte Reich“. 1m Mai 1940 wurde MAX SIEVERS in Belgien verhaftet. konnte aber nach Frankreich fliehen und dort als Illegaler mit gefälschten Papieren leben. Im Juni 1943 wurde er aber enttarnt und nach Berlin in das berüchtigte Gestapogefängnis in der Prinz-Albrecht-Straße verbracht, später ins Untersuchungsgefängnis Berlin-Plötzensee. Am 17. November 1943 verurteilte der l. Senat des so genannten Volksgerichtshofs. unter dem Vorsitz von ROLAND FREISLER. MAX SIEVERS wegen „Vorbereitung zum Hochverrat mit Feindbegünstigung“ zum Tode.

Am 17. Januar 1944 wurde er im Zuchthaus Brandenburg von den Hitlerfaschisten hingerichtet. Wie aus seiner Prozessakte hervorgeht. blieb er bis zum Schluss seiner sozialistischen Überzeugung treu.

Erst im Februar 1946 konnte die Urne von MAX SIEVERS auf dem Friedhof in Berlin- Wedding, Gerichtsstraße, beigesetzt werden, nachdem Verwandte und Bekannte ermittelt hatten, dass diese noch im Brandenburger Krematorium stand.

Nachdem sich in der BRD und Westberlin der Deutsche Freidenker-Verband 1951 neu konstituiert hatte, wurde am Grabe von MAX SIEVERS in Gegenwart von Verwandten und vielen alten Kampfgefährten am 10. Februar 1952 ein würdiges Denkmal eingeweiht. Seit dem 40. Todestag erinnert am letzten Sitz des DFV vor 1933, in der Gneisenaustraße 41 in Berlin-Kreuzberg, eine Gedenktafel an ihn. 2004 wurde das Grab zum Berliner Ehrengrab erklärt.

MAX SIEVERS war nicht nur langjähriger Vorsitzende einer der größte Weltanschauungsgemeinschaften und Kulturorganisationen der Weimarer Republik mit zuletzt ca. einer halben Million Mitgliedern, sondern zugleich einer der konsequentesten Streiter gegen Rassismus, Faschismus und Krieg sowie kapitalistische Ausbeutung. Er war ein entschiedener Vorkämpfer für den Sozialismus, dessen Kompass in seinem ganzen bewussten Leben der Marxismus war.

GERNOT BANDUR

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