Landesverband Berlin im
Deutschen Freidenker-Verband e.V.

Die Frankfurter Schule: Solidarität mit den quälbaren Körpern

Sonntag, 19. Februar 2017 von Webredaktion

In Weiterführung der Diskussion unserer Freidenker-Gesprächsrunde vom 9. Februar 2017 mit Susann Witt-Stahl und zur inhaltlichen Vertiefung veröffentlichen wir als Gastbeitrag den folgenden

Aufsatz von Susann Witt-Stahl:

 

Nicht das Leiden der Tiere, sondern das der Menschen und ihr „beschädigtes Leben“ in der inhumanen kapitalistischen Industriegesellschaft stand im Mittelpunkt der philosophischen Überlegungen der Frankfurter Schule.
Dennoch: Die Greultaten an den Tieren, begangen von einer „falschen Gesellschaft“, die für ihre funktionale Wissenschaft „Opfertiere massakriert…, die verkannt als bloßes Exemplar durch die Passion des Laboratoriums“ gehen, sind ein immer wiederkehrendes Motiv in den Werken der Philosophen der Frankfurter Schule.
Aus diesem Kreis von Philosophen, Soziologen und Politologen ging in den 20er Jahren die Kritische Theorie hervor. Ihre Protagonisten Theodor W. Adorno (1903-1969) und Max Horkheimer (1895-1973) begründeten keine Denkschule nach traditionellem Muster mit festgesetzter programmatischer Ausrichtung. Sie hinterließen keine ausformulierte Moralphilosophie, keine affirmative Ethik, kein zeitloses Konzept „richtigen Handelns“, sondern wagten den Versuch einer Gegenwartsdiagnose und -kritik auf der Basis einer Theorie über herrschende Machtinteressen und manipulierte Bewußtseinsinhalte in der verwalteten Welt. Sie betrieben die Decodierung der Zeichen einer mißlungenen Gesellschaft, die den Blickkontakt mit den Opfern ihres selbst produzierten Grauens scheut, sich ihren eigenen Schrecknissen nicht stellen will. „Anstatt Flüsse zu kanalisieren, lenkt sie den Menschenstrom in das Bett ihrer Schützengräben, anstatt Saaten aus den Aeroplanen zu streuen, streut sie Brandbomben über die Städte hin. Ihre Selbstentfremdung hat jenen Grad erreicht, der sie ihre eigene Vernichtung als ästhetischen Genuß ersten Ranges erleben läßt“, schrieb Walter Benjamin 1936. Die schrecklichsten Opfer bringen immer die Tiere. Adorno und Horkheimer in der Dialektik der Aufklärung: „Sie bilden in Afrika, der letzten Erde, die ihre armen Herden vor der Zivilisation vergeblich schützen wollte, ein Verkehrshindernis für die Landung der Bomber im neuesten Krieg. Sie werden abgeschafft.“
Die „Bedingung aller Wahrheit“ war für Adorno „das Leiden beredt werden zu lassen“.

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