Liebe Freunde,
am 9. September um 18 Uhr wird Leonora Arriagada Peters, Dr. phil. der Geschichts- und Kulturwissenschaften sowie erfahrene Architektin und Stadtplanerin, für uns im Kieztreff Wedding (Stralsunder Str. 6) das Geheimnis der Inkaknoten-Kommunikation (je nach Sprache und Transkription „Kipuhs“ bzw. „quipux“ genannt) lüften. Mehr Information zu Ihrer interkulturellen Erfahrung und wissenschaftlichen Arbeit befindet sich im Anhang (siehe weiter unten).
Wie ihr diese Woche den Medien entnehmen konntet, hat Kiew die deutsche Tageszeitung jW auf den nationalen Index gesetzt, nachdem Ende Februar 2022 bereits die EU russische Medien mit einem Bann überzog. Diese Form der staatlich bzw. supranational verordneten Verdrängung ist eine spezifische Zensurmethode zur Beschränkung der Wahrnehmung und folglich für die Blockade der Entwicklung des kollektiven Bewusstseins in der Tradition des mittelalterlichen Index am Heiligen Stuhl. Im Kontext von Kolonialismus ist die holistische Kenntnis des vormordernen, hochentwickelten „Fühldenken“ (dreidimensionale Knoten statt bloß Bücher zur Informationsübertragung) zentral – diese tiefere Bedeutung tragende Kommunikation steht nach wie vor auf dem Index librorum prohibitorum.
Interkulturalität in Verbindung mit gruppensubjektiver Wahrnehmungserweiterung ermöglicht hingegen das Überwinden kollektiver „ideologischer Schließungsprozesse“ (Louis Althusser), welche im Kolonialismus wie im Faschismus eine zerstörende Dynamik entfesselt haben.
Der herausragende Historiker Michael Hudson zeigte, dass 25 Prozent der bisherigen Zivilisationen im Bronze-Zeitalter, d.h. bis 1.500 vor Christus existierten. Überdies zeigte er auf, dass ein westlicher Sonderweg mit dem Alten Griechenland und Rom aufkam, denn im Unterschied zu China und Mittelasien gab es plötzlich in Südeuropa keine zentrale Kreditregulierungsinstitution mehr; Seneca lobte daher die Bronzezeit sowie die traditionalen, weiterhin Schuldenvergebung praktizierenden Zivilisationen etwa Chinas und Mesopotamien/Babylons als „solidarische Ära“. Hudson konstatierte, dass die Mesopotamier, die die Buchhaltung erfanden, im Unterschied zu den Römern nicht in fremde Nationen einfielen, sondern Außenhandel friedvoll entwickelten mit Preisregulierung und zentral gesteuerter Profitreduzierung.
In Südamerika wiederum hatten die Inka bereits mit dem Konzept „pacha“ einen Begriff, der Albert Einsteins „Raumzeitkontinuum“ entsprach und eine ähnliche Weltsicht antizipierte: vierdimensionale Raumzeit als verwobene Einheit, die in interdependenter Wechelwirkung zur Materie steht. Bis heute dauert glücklicherweise die von Indigenen gesprochene und zunehmend auch geschriebene Inkasprache Quichua fort, in der ein konzeptueller Fokus auf hohe Kohärenz besteht. So bedeutet das Wort „atau“ etwa „günstiges Schicksal in organisierten Einheiten“.
Während 2008 die Pleite einer US-Großbank eine Weltfinanzkrise auslöste, ist in China unlängst der Immobilienriese Evergrande Group von der Börse klanglos entfernt worden in Folge von mehrjähriger, intensiver Regulierung durch die Zentralbehörden, sodass eine von westlichen Medien lautstark befürchtete, planetare Finanzkrise aufgrund der chinesischen Immobilienspeklationsblase ausblieb – dank zentralistisch effizient umgesetzter Kreditregulierung mit Weitblick.
Wir freuen uns auf das Referat von Dr. Leonora Arriagada Peters, die zahlreiche eigene Beispiele der südamerikanischen Hochkultur präsentiert, von denen wir heute viel lernen können bei der anstehenden epochalen, friedlichen Überwindung des fünfhundertjährigen, westlich-kolonialen Sonderwegs, dessen Wurzeln in puncto Kredit- und Verschuldungswesen bis in die westliche Antike zurückreichen (vgl. Hudson).
Viele Grüße
Euer Landesvorstand
ANHANG:
EVENTBESCHREIBUNG
Der Vortrag „KHIPU-Knoten, die vereinen“, bietet einen Einblick in die quasi unbekannte Welt der 3D-Manuskripte, die vermutlich 2500 v. Chr. im vorspanischen Südamerika in der Stadt Caral verwendet wurden. KHIPUS sind 3D-Schriftsysteme die mittels Knoten Informationen wiedergeben.
Knoten, als Informationsträger gab es auch in China, Indien, Deutschland. Neue Forschungsergebnisse der südamerikanischen Knotenwissenschaft zeigen, dass KHIPUS viel mehr als 3D-Schriftsysteme oder 3D-Bücher sind. Sie sind Instrumente, die den Willen, die Gesellschaft miteinander zu vereinen, widerspiegeln. So gesehen, bietet dieser Vortrag Einblicke in andersartige Denkmodelle sowie ungeahnte Lebensformen.
ist Amaunta, Großmeisterin der Wissenschaft der Andenhochkultur, Dr. phil. der Geschichts- und Kulturwissenschaften, Altamerikanistin, sowie eine erfahrene Architektin & Stadtplanerin. Frisch nach dem Universitätsabschluss, beschäftigte sie sich bei IBM mit „future and smart thinking“ und darüberhinaus mit „past and smart knowledge“ in der Atacama Wüste. Ihre 2 Jahrzehnte währenden Forschungen deuten darauf hin, dass die Wissenschaft über die Anden in Südamerika hochwertige Beiträge bei der Zukunftsgestaltung liefern kann.
Ihre langjährige KHIPU-Forschung & Neuentdeckung ist das Ergebnis einer interdiziplinären und internationalen Studie, die akademische Erkenntnisse mit den Kenntnissen der einheimischen Weisen zusammenfügt, die rund um den Titikakasee das geistige Erbe ihrer Ahnen bis heute bewahren.
Dr. Arriagada Peters ist Autorin verschiedener Bücher, darunter “Wie uraltes Wissen Wissenschaft beflügelt. Einblicke in die Anden-Philosophie, Anden-Mathematik und Anden-Architektur“ und „Chakana. A compass for troubles times“. Ihre Expertisen, die sie in Vorträgen, Kursen und Seminaren weitergibt, sind global gefragt.
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