Landesverband Berlin im
Deutschen Freidenker-Verband e.V.

Gehört freies Denken zu dem Einfachen, das schwer zu machen ist?

Sonntag, 14. Mai 2017 von Webredaktion

Gedanken über die Berliner „Freidenker im Gespräch“

Es gab Zeiten, zu denen ich Brechts „Lob des Kommunismus“ mit Inbrunst deklamiert habe – weil die großen Wahrheiten so unprätentiös daherkamen. Auch Ernst Busch hat das kleine Gedicht sympathisch unpathetisch vorgetragen, wie man sich noch heute überzeugen kann. Die berühmte Schlusszeile schließlich erwies sich als hervorragende Allzweckwaffe im ideologischen Streit: Es gab kein Problem, das geleugnet wurde, und es gab kein Problem, das aufgedeckt werden musste.

Es war wohl nicht darauf angelegt, aber so lernte man Debattier-Taschenspielertricks – und hat es lange Zeit nicht einmal gemerkt. Geschrieben ist das Gedicht vor 1932, entsprechend zurückhaltend mag die Kritik am Dichter sein. Zu der Zeit hatte sich Vieles noch nicht ereignet, was längst den Status einer verdrängten Vergangenheit und einer verdrängten Vorvergangenheit angenommen hatte; damals in meinen jungen Jahren, den 60-ern des vorigen Jahrhunderts.

„Frei-Denken“ ist ein großes Wort, das Ansprüche einschließt.

Einfach loslegen!? Hemmungen beiseite werfen! Der Phantasie, der freien, der Spekulation, der kühnen, die Zügel schießen lassen? Ein „kreatives Start up des Denkens“ sozusagen? Hauptsache überraschend, Hauptsache bunt, Hauptsache schnell? Ich sage dazu: „drauflos Schwadronieren“, doch ein Gebildeter klärt mich auf, dass so etwas wie objektive Wahrheit von gestern sei. Modern sei Konstruktion und Dekonstruktion. Und so senden sie über adressreiche Mailinglisten täglich Botschaften – die ein Unhöflicher schon mal als „heillose Buchstabenaneinanderreihungen“ bezeichnete.

Nein, voraussetzungslos ist freies Denken gewiss nicht.

So sagen wir und stehen vor der nächsten Falle. Was 1920 gedacht wurde, gehört zu den Voraussetzungen. Was 1930 gedacht wurde ebenfalls. 1940 ebenfalls, 1950 ebenfalls, 1960 ebenfalls. Marx, Lenin, Stalin, Carl Schmitt, Hannah Arendt, Axel Springer, mein Onkel Arthur – was wären keine Voraussetzungen?

Freies Denken braucht die Anstrengung des Begriffs und die in wenigstens zwei Richtungen:

Es stützt sich zum Ersten auf die bewährte Theorie. Unsere ist eine des realen Humanismus, dialektisch und materialistisch. Die über viele Jahrzehnte, ja über Jahrhunderte, entwickelte Theorie in ihrer ganzen Ausdehnung und Tiefe und Praxiswirkung wird bewahrt und aufgehoben. Nichts wird ohne Prüfung relativiert oder gar verworfen.

Zugleich aber zum Zweiten wird nichts Überkommenes von der Prüfung verschont. Das „lebendige Leben“, wie Lenin gern sagte, ist und bleibt der größte Lehrer unseres Denkens. Es gibt uns die Anstöße, auch mit unserer Theorie kritisch und wenn nötig, revolutionär umzugehen. Denn die Beschwörung toter Buchstaben führt genauso in die Irre, wie der Kniefall vor dem neuesten Schrei des Marktes.

Ja, gerade heute verlangen diese beiden Anforderungen Enormes. Doch einfacher ist freies Denken nicht zu haben.

Der viele Jahrzehnte währende Weg des Realsozialismus – gemessen an der Geschichte ein Wimpernschlag, gemessen an der Biografie manches Menschen das Ein und Alles – hatte Erfolge aufzuweisen und hat gründliche Zerstörungen angerichtet.

Wohlan freies Denken, begib Dich auf den argen Weg! Du musst durch die Hölle der Erkenntnis, wie es der große Florentiner, den Marx bewunderte, Emigranten beide, beschrieben hat.

Und vergiss niemals: „Die Wurzel für den Menschen ist aber der Mensch selbst“  (Marx/Engels, Werke, Band 1, S. 385). Oder muss auch dieser Satz geprüft werden? Muss er heute anders verstanden werden? Gibt es gar dieses „lebendige Leben“, von dem Lenin sprach, nicht mehr?

Der neue Vorstoß der Gentechnikkonzerne – Krieg gegen die Nahrungssouveränität und die Ökologie

Freitag, 12. Mai 2017 von Webredaktion

Bericht von Uta Mader, Ulf Rassmann und Regina Schwarz,
erstveröffentlicht im „Freidenker“, Nr. 1-17

„Die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und der Vielfalt der Arten ist von zentraler Bedeutung für das Überleben der Menschheit…Bei der Jagd nach Maximalprofit wird …die Vergiftung ganzer Regionen in Kauf genommen. In unterentwickelt gehaltenen Ländern betreiben internationale Lebensmittelmultis durch Monokulturen, Patente auf heimische Pflanzen, Genmanipulation und Terminatorsamen die Zerstörung der Selbstversorgung und bäuerlichen Kultur sowie eine totale Lebensmittelkontrolle.“ „Ungebremster Flächengebrauch, …die Zerstörung der Regenwälder… stehen für ein Wirtschaftssystem, das ebenso wenig umweltverträglich wie menschheitsverträglich ist“. (Gegen Volksverdummung und die Zerstörung der Vernunft – Für Aufklärung!, in: Freidenker 4-12, S. 21ff)

Durch die drohenden „Freihandelsabkommen“ CETA und TTIP sahen sich die Freidenker aus Berlin und Brandenburg veranlasst eine Veranstaltung durchzuführen, die sich mit der Anwendung der Gentechnik in der Landwirtschaft befasst. Freidenker aus Berlin und Brandenburg sowie ein Fachmann vom Genethischen Netzwerk e.V. (GeN) Christof Potthof stellten am 23. Oktober 2016 ihre Rechercheergebnisse und Erkenntnisse zur Diskussion. Sachkundig moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Regina Schwarz, die gerade vom Monsanto-Tribunal in Den Haag zurückgekommen war und mit ihren Eindrücken die Veranstaltung bereicherte. 25 interessierte Teilnehmer konnten wir begrüßen.

„Schluss mit dem ´Krieg` gegen die Erde – Ökologische und soziale Aspekte der Agro-Gentechnik“

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Gegen die Benachteiligung konfessionsfreier Menschen in Deutschland

Dienstag, 02. Mai 2017 von Webredaktion

Karlheinz Schulz, eines unserer ältesten aktiven Mitglieder, hat uns, zusammen mit seiner Partnerin Ingeborg Neuendorf, auf die Aktivitäten des Humanistischen Verbandes Deutschland gegen die Benachteiligung nichtreligiöser Menschen in Deutschland aufmerksam gemacht. 

Der Humanistische Verband hat 2015 einen Bericht herausgebracht, „Gläserne Wände“, um „das Wissen über die vielfältigen und teils gravierenden Formen der Diskriminierung nichtgläubiger Menschen zu verbessern„. Auf der dortigen Webseite heißt es: „Die kompakte Broschüre beschreibt auf knapp 100 Seiten, in welchen Bereichen Bürgerinnen und Bürger ohne religiöses Bekenntnis benachteiligt werden und verweist auf aktuelle Konfliktfelder. Zusätzlich erläutert der Bericht politische und rechtliche Hintergründe des Status quo und nennt Fallbeispiele. Ergänzt werden die Darstellungen durch Vorschläge, wie die Politik Benachteiligungen abbauen könnte.“ Wer mehr wissen möchte, kann den Bericht hier kostenlos downladen.

Zugleich haben uns beide auch mit dem „Aufruf zum 500. Reformationsjubiläum 2017“ bekannt gemacht und den dazugehörigen 33 „Thesen gegen die Benachteiligung konfessionsfreier Menschen in Deutschland“. Diese können hier downgeladen werden.

Der Deutsche Freidenker-Verband hat bekanntlich das Heft 4/2016 des „Freidenkers“ dem Problemkreis „Religion/Religiosität/Reformation“ gewidmet. Dort sind auch die Thesen zur Religion abgedruckt, die der Verbandstag 2016 beschlossen hat.

Mein Dank gilt Karlheinz und Ingeborg für ihren „Blick über den Gartenzaun“, der mithilft, die religionskritischen Diskussionen im Jubiläumsjahr der Reformation zu fördern. 

Glückwunsch zum dreißigsten Gründungstag!

Samstag, 29. April 2017 von Webredaktion

Am 9.2.2017 hatten wir in unserer Freidenker-Gesprächsrunde Susann Witt-Stahl zu Gast. Unser Thema war:

„Das steinerne Herz der Unendlichkeit erweichen. Ein marxistisches Plädoyer für die Befreiung der Tiere“

Schlachtmaschine nach Renger, Handbuch für Sanitäts- und Verwaltungsbeamte, Berlin 1903

Seit nunmehr dreißig Jahren setzt sich die „Assoziation Dämmerung“ bzw. die Vorläuferorganisation „Tierrechts Aktion Nord“ praktisch und theoretisch für die Befreiung der Tiere ein – verstanden als die „andere Seite“ der Befreiung der Menschen.

Aktuelle Thesen über den Zusammenhang von Marxismus und Tierbefreiung sind online hier zu finden.

Wir freuen uns, zum heutigen 30. Jahrestag der Gründung der Tierrechtsorganisation den Vortrag, den Susann Witt-Stahl vor den Freidenkern gehalten hat, als Audio-Datei zum Download zur Verfügung stellen zu können.

10.5.2017 – „Berliner Runde – Freidenker im Gespräch“ – mit Ergänzungen 3.5. und 6.5.2017

Dienstag, 25. April 2017 von Webredaktion

Achtung! – Unsere Veranstaltung im Mai findet wieder im Kieztreff Stralsunder Straße statt. Für viele ist diese Lokalität, die uns gefällt, neu. Künftig werden unsere Gesprächsrunden regelmäßig dort stattfinden.

Liebe Freidenkerin, lieber Freidenker, liebe Freunde, wir laden herzlich ein zu unserer nächsten öffentlichen

Berliner Runde – Freidenker im Gespräch“

am Mittwoch, dem 10. Mai 2017, 18.00 Uhr

im Kieztreff Mitte, Stralsunder Straße 6, 13355 Berlin*

zum Thema:

„Die Krise des Zionismus und die Ein-Staat-Lösung“

Zur Zukunft eines demokratischen Palästinas

Unsere Gesprächspartnerin ist Petra Wild

Petra Wild studierte arabische Sprache und Islamwissenschaften in Jerusalem, Leipzig, Damaskus und Berlin. Sie arbeitet als freie Publizistin. 2013 erschien ihr Buch „Apartheid und ethnische Säuberung in Palästina“ (bisher vier Auflagen). 2015 erschien ihr Buch „Die Krise des Zionismus und die Ein-Staat-Lösung„. Im Februar 2017 führte Ken Jebsen zum letztgenannten Thema ein ausführliches Gespräch mit Petra Wild, das auf große Resonanz stieß:

Das Thema „Palästina“ ist äußerst vielschichtig. Nicht alle Problemfelder, die im letztgenannten Buch von Petra Wild behandelt sind, können wir in einer Gesprächsrunde diskutieren. Wir wollen uns nicht vertieft mit der Geschichte beschäftigen (obwohl sie nicht ignoriert werden kann) als vielmehr aktuelle, zukunftsträchtige Entwicklungstendenzen und Positionen kennen lernen. Dabei wollen wir auch Ansatzpunkte für eine höhere Wirksamkeit unseres eigenen solidarischen Handelns herausarbeiten.

Stichworte könnten somit sein:

  • Status quo, die bittere Realität des „Osloprozesses“ (Zwei-Staaten-Lösung)
  • Begriff, Wesen, Konsequenzen von Siedlerkolonialismus
  • Charakteristik und Dynamik des zionistischen Siedlerkolonialismus
  • Tendenzen der Erosion, der Krise des Zionismus
  • Die Ein-Staat-Lösung
  • Die internationale Boykott-Desinvestment-Sanktionen-Kampagne (BDS-Kampagne)
  • Der Weg zum demokratischen säkularen Staat

Wir freuen uns auf einen spannenden, sachkundigen Vortrag und auf eine lebhafte Diskussion mit vielen Teilnehmern. Und wenn dann auch noch Kostproben arabischer Snacks und arabischer Musik angeboten werden, dann sollte uns diese Gesprächsrunde in bester Erinnerung bleiben.

Eure Kollektive Berliner Leitung

Nachträglicher Hinweis vom Webmaster:

Eine aktuelle Einschätzung der Position Israels aus militant zionistischer Sicht ist unter dem Titel „Israelische Freuden“ auf dem Blog „Analitik“ zu finden – hier anklicken. 

Ergänzungen vom 3.5. und 6.5. 2017

3.5. – Wir verweisen auf diesen Bericht über den Hungerstreik palästinensischer Gefangener in israelischen Gefängnissen.

6.5. – Petra Wild hat gestern auf KenFM einen Artikel veröffentlicht zu dem Thema: „Die Palästinensische Autonomiebehörde: Vertretung der Palästinenser/innen oder Instrument Israels?“ Hier anklicken.

Schon länger verfügbar ist dieser aktuelle Text von Petra Wild: „Charakteristiken und Dynamik des zionistischen Siedlerkolonialismus in Palästina“, der gut zu unserem Thema passt. Hier anklicken.


* Der Kieztreff – „generationsübergreifender und kiezbezogener Treffpunkt für alle Anwohnergruppen“ – ist etwa gleich weit entfernt (ca. 300m Fußweg) von den U-Bahnhöfen Bernauer Straße oder Voltastraße. Der Eingang zum Kieztreff ist von der Stralsunder Straße etwas zurückgesetzt, Dank Ausschilderung aber trotzdem gut zu finden.

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